Das nächste Bier aus Frankreich, eines mit komischem Namen. Bra’v Red Ale. Da steht auch was von Wild Rover auf der Flasche. Brasserie du Vignoble, daher wohl das Bra’v. Red Ale klingt jedenfalls erstmal vielversprechend, zumindest gefällt mir diese Sorte in der Regel. Mit 6% ist es aber schon ein Starkbier und bei denen bin ich ja häufig weniger begeistert. Die Website der Brauerei gibt mir zumindest einen Ansatzpunkt dessen, was mich erwartet:
La Wild Rover est une ambrée à l’arôme enveloppant de caramel, avec une bonne longueur en bouche de malt grillé, menant sur un final de biscuit.
Médaillée d’Or au Concours International de Lyon 2021.
Karamellgeschmack und keksiger Abgang. Außerdem wurde ein Preis bei einem Bierwettbewerb gewonnen. Könnte also gut werden.

Farbe: Also in meinen Augen ist dieses Red Ale schon eher ein Brown Ale. Ja, es gibt noch Rottöne im Bier, aber insgesamt recht dunkel. Und naturtrüb, was mir natürlich gefällt.
Geruch: Riecht eher schokoladig als nach Karamell, die Ale-Hefe ist sehr präsent, minimal fruchtig, ansonsten eher das Malz betonend, mit so einer leichten Milchigkeit.
Schaum: Solide, innen mittelporig, außen grobporig und dennoch irgendwie stabil. Kein Schaum für die Ewigkeit, aber einem Ale angemessen. Da habe ich schon Schlechteres erlebt (ich schaue zu dir, rüber Kilkenny).
Einstieg: Supersüß. Schon im Antrunk keksig würde ich sagen. Wenn es Karamell ist, dann wird es aber durch Zucker gestützt. Meinetwegen auch durch einen anderen Süßstoff (auch wenn die Zutatenliste das leugnet). Außerdem ein bisschen wie Vollmilchschokolade. Äußerst prickelnd!
Auf der Zunge: Das Malz macht die Musik. Röstmalze, die recht schwarzbrotig daherkommen, mischen sich mit der Süße und können diese nun ein wenig drosseln. Die Fruchtigkeit wird hintergründiger, die Schokolade präsenter. Eine interessante Komposition, die nicht hundertprozentig stimmig ist und mich persönlich eher an ein Stout als an ein Ale erinnert. Minimale Bittere. Immerhin aber kein Likör weit und breit, was ja stets eine meiner Ängste bei Starkbieren ist.
Abgang: Im Abtrunk nur bedingt keksig, für mich eher mit einem Schuss Kaffee und der dazugehörigen Bittere versehen. Nichts, was stört, sondern insgesamt süffig, jedenfalls wenn man diese Aromenkombination mag.
Fazit: Definitiv mal eine andere Idee von Bier. Komplexes Geschmacksarrangement, das bei mir nicht vollends zündet, aber auch weit davon entfernt ist, schlecht oder Durchschnitt zu sein. 7,5/10.