Burschenpils aus Jena, mitgebracht und gelobt von Freunden, die normalerweise kein Pils mögen. Das muss ja gut werden. Vielleicht ähnelt es ja den fränkischen Pilsnern, die mir in der Regel auch ganz gut gefallen, aber lassen wir doch die Flasche selbst zu Wort kommen:
Gebraut nach dem Deutschen Reinheitsgebot in Handwerklicher Braukunst. Eine lange Lagerung gibt dem Jenaer Bier seinen unnachahmlichen Geschmack. Nicht filtriert, nicht pasteurisiert, zum alsbaldigen Genuss.
Tja, laut Flaschenangabe hätte ich das Bier schon letzten Monat trinken sollen. Ich geh es mal wegschütten…nee Spaß, aus Erfahrung weiß ich ja, dass Biere sich durchaus auch mal länger halten und da ich noch keine Eiweißtrübung oder ähnliches feststelle…ab ins Glas, aber zunächst: The Grand Opening.
Flupp, vollkommen in Ordnung.
Farbe: Es sieht ganz leicht dunkler aus als andere Pilsner, egal gegen welches Licht ich es halte, aber wirklich nur minimal. Vielleicht spielen mir meine Augen heute auch einen Streich. Ein bisschen trüb ist es, alles wie versprochen, und wie oft habe ich mir schon ein naturtrübes Pils gewünscht?
Geruch: Verrückt, riecht gar nicht groß nach Hopfen, also ein wenig schon, na klar, aber das kenn ich anders. Hier eher malzig mit einem ganz hintergründigen Kräuterduft. Mal schauen wie das schmeckt.
Schaum: Nicht zu viel und nicht zu wenig, gerade richtig für ein Pils. Wie der Schaum sich am Rand festfrisst, erinnert mich an frühere Kneipenbesuche mit Papa, auch wenn ich das Bierglas da nur bewundern, aber noch nicht anrühren durfte.
Einstieg: Prickelt ordentlich, dann folgt so eine Art Waldhonignote mit Vanille, interessant. Mit welcher Malzkombination man die wohl hinbekommt? Es lässt sich schon erahnen, dass es später noch etwas herber wird. Trotzdem ein gutes Mundgefühl…bislang.
Auf der Zunge: Es bleibt bei diesem ungewöhnlichen Malzaroma, das zwar kein vollmundiges Bier hervorbringt - der Körper ist schlank - aber eben etwas, was man selten im Pils-Bereich antrifft. Der Hopfen ist aromatisch für mich eher im Promillebereich, dafür hat die Bitterhopfung aber hingehauen, dezent medizinisch wirkt das hier, aber ist noch auszuhalten. Spritzig und erfrischend ist es ohnehin.
Abgang: Trockener, aber zu bitterer Abgang für meinen Geschmack, ich mag das ja immer nicht so, wenn der Hopfen so medizinisch durchkommt. Hängt dazu noch lange nach. Nicht mein Fall.
Fazit: Tja, einerseits ein interessantes Pils von der Komposition her, mit außergewöhnlichem Malzaroma, das dann aber am Ende von der Bitterhopfung weggeknockt wird. Schrammt so ein bisschen knapp an einer guten Bewertung vorbei. 6,5/10.