Heimbrauen in 2020 - Ein Rückblick

Heimbrauen in 2020 - Ein Rückblick

von: Bierblog

erstellt am: 28.12.2020

2020 ist fast vorbei und war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr. Ich habe dieses Mal leider nur vier Sude geschafft und über den ersten hatte ich bereits im Beitrag “Ein Jahr als Heimbrauer” genug gesagt. Ein schönes Bier, aber nicht das beste in diesem Jahr, so viel seit schon einmal verraten.

Hefeweizen once again

Die sich abzeichnende Pandemie kam meinen Braubestrebungen richtig in die Quere. Die Leute horteten scheinbar nicht nur Klopapier und Mehl, sondern auch Braumalze.

Einige Wochen war es schwierig, Brauzutaten über die gängigen Shops zu erhalten. Das führte dazu, dass sich mein Brautermin immer wieder verschob, bis es schließlich schon April war und ich mich entschloss, einfach gleich das Weizen für den Sommer zu brauen.

Für dieses Weizen habe ich erstmals eine Flüssighefe von Wyeast verwendet, die richtig gut abging und auch schöne Sprenkel aufwies (siehe Foto). Was soll ich sagen? Es war eine goldrichtige Entscheidung.

Heraus kam dabei ein wunderbar fruchtiges, naturtrübes und sortentypisches Hefeweizen, das mich (und einige andere) im Sommer sehr gut begleitet hat. Schmeckte sogar noch im August, was ich gar nicht erwartet hätte.

Das steigerte natürlich die Motivation, weiterhin zu brauen, doch im Sommer ist es hier leider oft zu warm, um sinnvoll brauen zu können (wann hat man da schon mal zwei Wochen auch nur ungefähr gleichbleibende Temperaturen?). Daher musste ich einige Monate Pause machen.

Mein erstes Mal: Altbier

Als der Herbst nahte und sich die Temperaturen langsam mal wieder unterhalb von 25 Grad bewegten, war die Gelegenheit gekommen, endlich erneut zu brauen. Das Weizen war längst alle und der Durst nahm zu. Inzwischen konnte man Brauzutaten wieder problemlos ordern und ich stand nur noch vor der Entscheidung, welches Bier ich erschaffen wollte.

Klar war, dass es mangels ausreichender Kühlkapazitäten wiederum eine obergärige Sorte werden musste. Braunbier oder Altbier standen zur Auswahl und das Altbier setzte sich durch.

Erneut mit Flüssighefe machte ich mich also daran, mal ein richtig stark gehopftes Bier mit dunkler Farbe zu produzieren. Ein bisschen Angst, dass ich Memme es dann nicht mögen würde, war natürlich auch dabei, aber die Herausforderung des Neuen überwog.

Das Resultat war dann unerwartet gut. Leicht schokoladig, dazu feinherb und insgesamt war kaum zu merken, dass es sich hierbei um etwas Obergäriges handelte. Ich habe gerade vergessen, welche Hefe ich dafür verwendet habe, aber sie hat ihre Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit erfüllt.

Das Feedback von Freunden, Nachbarn und Kollegen war außerordentlich positiv (“Das beste Altbier, das ich je getrunken habe, aber war auch mein erstes.”), obwohl mir insgesamt zu viel Hefe in die Flaschen geraten war.

Wenn man die Flasche auch nur leichte schüttelte, sah das Bier im Extremfall aus wie Kakao. Etwas unschön, aber das Geschmackserlebnis hat es nicht getrübt. Auf den Bildern erkennt man gut eine etwas trübere und eine klarere Variante.

Definitiv ein Bier, das ich erneut brauen werde, nur, dass ich dann etwas mehr auf den Hefeanteil achten werde.

Vielleicht verwende ich auch anderen Hopfen.

Rote Biere soll man trinken

Ein besonderes Bedürfnis war es mir, dieses Jahr noch einmal Rotbier zu brauen. Ursprünglich hatte ich vor, den Brautag zusammen mit Freunden zu veranstalten, aber na ja, Corona und so. Am 14. November war es dann so weit und zum ersten Mal kam mein Mattmill Rührwerk zum Einsatz. Ich kann solch ein Gerät nur jedem ans Herz legen, den die Romantik des selbstständigen Rührens so sehr verlassen hat, wie mich.

Die absolut perfekten Verhältnisse für dieses untergärige Bierchen herrschten übrigens nicht (nach zunächst perfekten 10 Grad in der Hauptgärung, gab es auf einmal zwei Tage lang Temperaturen bis 17 Grad), aber was will man machen.

Wie geplant, habe ich dieses Mal eine andere Hefe verwendet (Munich Lager), die vor allem dadurch bestach, dass sie beim Abfüllen keinerlei Anstalten machte, in Massen mit in die Flaschen zu fließen. Vielleicht war das auch meinem kleinen erweiterten Equipment zu verdanken, einem Aufsatz für den Abfüllhahn, der damit beworben wurde, dass er eben dieses Abfließen der Hefe vermindert. Ich bin noch nicht ganz sicher, ob das der Grund dafür war, dass mir beim Abfüllen beide!! Abfüllröhrchen explodiert sind und ich auf diese Weise etwa zwei Liter verloren habe. Das war ärgerlich.

Den Rest habe ich dann ganz normal über den Ablaufhahn eingefüllt, aber ein anderer Ansatz ist für die Zukunft schon in Aussicht, genau wie eine etwas automatisiertere Lösung zum Reinigen von Flaschen (jede mit der Hand zu spülen, nervt!), aber ich greife vor.

Mein Rotes ist noch nicht lang genug in der Kaltreifung (die Hauptgärung allein dauerte schon fast drei Wochen, Mann, war das zäh dieses Mal!), um ein abschließendes Fazit zum Geschmack zu ziehen, aber es mundet mir bereits (und das, nachdem es während der Hauptgärung viel zu schwefelig roch!).

Es deutet also alles darauf hin, dass auch dieses Bier wieder trinkbar wird und darauf kommt es einem als Hobbybrauer ja an. Schön aussehen tut es auch, oder?

Der Plan für 2021

Da ich dieses Jahr weniger gebraut habe, als ich wollte, habe ich mir für 2021 mehr vorgenommen. Im Januar plane ich Weizenbock (10 L). Daran führt kein Weg vorbei, da die Hefe nur noch bis Februar haltbar ist hi hi.

Falls sich die Gelegenheit zum untergärigen Brauen noch mal ergibt, dann werden im Februar Märzen Festbier (10 L) produziert, im März dann hoffentlich ein weiteres untergäriges Bier (20 L), dessen Sorte erst noch entschieden werden muss. Im Idealfall mit einem professionellen Braumeister zusammen, aber wer kann schon sagen, ob Corona das zulässt.

Richtung Sommer wird es erneut ein Hefeweizen (20 L) geben, im Herbst möchte ich hingegen erstmals ein IPA (20 L) versuchen (ganz schön spät für einen Heimbrauer, ich weiß).

Sobald es kalt genug ist, hätte ich gern noch einmal Rauchbier (10 L). Den Jahresabschluss bildet dann hoffentlich ein dunkles Klosterbier (20 L). Ehrgeizige Ziele. Ich hoffe, ich kann sie erreichen. Mit insgesamt 110 Litern Bier wäre das für mich auch ein neuer Rekord.

Fazit

Die Lust am Brauen lässt einfach nicht nach. Jedes gute Ergebnis motiviert mich und die Neugier, weitere Sorten auszuprobieren, hält mich bei der Stange. Zwar ist mein Equipment noch nicht perfekt (so ein Gärkühlschrank wäre schon fein) und es gibt immer mal wieder größere und kleinere Probleme, aber bislang musste ich nichts wegkippen. Ich hoffe, es bleibt so.

In dem Sinne: All voll und guten Rutsch!

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