Selbst Bier brauen - ein Erfahrungsbericht Teil 2

Selbst Bier brauen - ein Erfahrungsbericht Teil 2

von: Bierblog

erstellt am: 04.05.2019

11:00 Uhr waren alle Braufreudigen versammelt und motiviert loszulegen. Den Einkocher wurde vorher nochmal mit heißem Wasser ausgewischt, auf dem Küchentisch positioniert und mit seiner Isolation ausgerüstet. Diese kann man selbst herstellen oder auch passend für die meisten gängigen Einkocher kaufen. Anschließend wurden die ersten 14 Liter Wasser hineingekippt, um mit dem Maischvorgang beginnen zu können. Blöd nur, dass wir den unter dem Topf eingewickelten Stecker noch nicht rausgefummelt hatten und zunächst, in Ermangelung einer vernünftigen Verlängerungsschnur, eben eine notdürftige Verlängerung installieren mussten. Nach kurzer Verzögerung und einem kleinen Kraftakt konnten wir 11:30 Uhr dann jedenfalls mit dem Erhitzen des Wassers beginnen.

Der Maischvorgang

Das Wasser erreichte 11:40 Uhr die 40 Grad-Marke, die im Rezept als Einmaischtemperatur angegeben war. Also kam das Malz hinein. Ein bisschen staubig, aber ok. Von nun an hieß es: Rühren! Und zwar beständig, da die Maische leicht anbrennt. Unser Ziel war es die Maltoserast bei 65 Grad zu erreichen. Allerdings machte der Einkocher nicht mit. Er schaltete einfach aus und erhitzte nicht weiter. Auch die Betriebsanleitung brachte zunächst keine Erklärung und eine gewisse Panik kam auf, dass das Gerät, das 2 Tage zuvor noch bestens funktionierte, plötzlich seinen Geist aufgegeben hatte. Immerhin stand der Timer auf unendlich und das Thermostat auf Max. Die Brauthermometer fielen wieder in ihrer Temperaturanzeige. Das musste sich ändern! Heldenhaft spielten wir dann ein bisschen an den Reglern herum und rührten kräftiger. Daraufhin heizte der Einkocher wieder hoch. Meine Vermutung ist, dass es stellenweise am Topfboden, wo das Thermostat sitzt, zu heiß geworden war, wodurch die Heizstäbe eben ausgeschaltet wurden. Das Rühren kann Kraft kosten, daher wechselten wir uns ab.

Die 65 Grad wurden dadurch erst 12:27 Uhr erreicht und wir nutzten die nun folgende 30-minütige Rast, um uns Mittagessen zu holen. Also Heizwerk aus und raus. Als wir dann weiterheizten um bei 72 Grad die erste Verzuckerungsrast durchzuführen (ebenfalls 30 Minuten), ging alles super schnell. Die Temperatur war während der Maltoserast zwar auf 60 Grad gefallen, das Heizwerk leistete nun jedoch gute Arbeit, so dass wir von 12:57 Uhr bis 13:05 Uhr nur 8 Minuten brauchten.

Kurz vor Ende der Rast machten wir die erste Jodprobe, die aber irgendwie farblich nicht so aussah, wie auf den Fotos in Büchern oder Internet. Also fragten wir die Schwester eines der Anwesen, die beruflich mit Chemie zu tun hat. Scheinbar war noch nicht die gesamte Stärke in Zucker umgewandelt worden, sie meinte jedoch, wir seien auf einem guten Weg. Parallel begannen wir außerdem im zweiten Einkocher damit den Nachguss auf 78 Grad zu erhitzen.

Um 13:36 Uhr starteten wir das Erhitzen der Maische auf 78 Grad. Die Temperatur war zwischenzeitlich überhaupt nicht gefallen. Die Isolierung des Einkochers machte sich also wiederum bezahlt. Innerhalb von 6 Minuten waren wir 13:42 Uhr bei den 78 Grad angekommen und schalteten das Heizwerk erneut aus, um weitere 30 Minuten zu rasten. Am Ende der zweiten Verzuckerungsrast waren wir dann definitiv auch jodnormal und konnten um 14:12 Uhr mit dem Läutervorgang beginnen. Endlich, denn das ständige Rühren wird auf Dauer doch ein bisschen nervig.

Das Läutern und das Anschwänzen

Nun also ging es daran die Würze vom Treber zu trennen. Vorher noch schnell den Läuterbottich (Siebboden eingesetzt und Hahn zugedreht!) und den Silikonschlauch präpariert (und sauber sollte auch beides sein), die Isolation vom Einkocher entfernt und 5 Liter des heißen Nachgusswassers in den Läuterbottich gegeben, damit der Senkboden gerade so bedeckt ist. Dann schöpften wir den Inhalt des Sudkessels mit der Schöpfkelle ganz schnell in den Läuterbehälter um. Gärspund in den Deckel, Deckel drauf und 15 Minuten Läuterrast abwarten.

Inzwischen reinigten wir den Einkocher, denn man wir würden ihn gleich nochmal brauchen. Der Silikonschlauch kam dann an den Ablaufhahn des Läutereimers, der Einkocher wurde unterhalb davon positioniert. Die ersten Liter, die aus dem Ablaufhahn strömten, gossen wir, unter Einsatz des Sieblöffels, um den Treber nicht so stark aufzuwirbeln, zurück in den Eimer. Als die Würze klarer wurde, ließen wir sie in den Einkocher laufen. Allerdings wurde sie kurze Zeit später wirklich glaskar, so dass wir wohl etwas länger hätten warten sollen. Na ja, das sind Erfahrungswerte. Der Schlauch war stets gut mit Würze gefüllt und bedeckt, so dass wir nur ein Minimum an Sauerstoff mit der Würze in Berührung kommen ließen.

Damit der Treber ebenfalls stets bedeckt ist, begannen wir 14:13 Uhr die 17 Liter Nachguss in den Läuterbottich zu geben. Wiederum durch den Sieblöffel, damit keine Gräben entstehen. Leider ist das aber trotzdem passiert, so dass wir vermutlich gewisse Ausbeuteverluste hatten. Ansonsten waren wir erstaunt, wie schnell das Läutern von Statten ging, hatten wir doch im Internet Horrorgeschichten über Läuterkatastrophen gelesen. Auflockern mussten wir jedenfalls nichts. Ca. 14:20 Uhr waren wir fertig mit dem Abläutern und Anschwänzen.

Das Hopfenkochen und der Whirlpool

Wir brachten die Isolierung wieder an den nun vollen Einkocher an, packten den Deckel drauf und begannen aufzuheizen, um 100 Grad zu erreichen. Dies dauerte tatsächlich eine ganze Weile bei der großen Menge an Flüssigkeit. 15:30 Uhr kochte dann alles wallend und die erste Hopfengabe erfolgte in Form von 26 Gramm. Diese 26 Gramm ohne Briefwaage abzumessen, war gar nicht so leicht. Also Pi mal Daumen und trotzdem rein damit. Nun ließen wir den Sud erstmal eine Weile offen kochen und entfernten hier und da mit dem Sieblöffel Eiweißreste aus dem Topf. Ansonsten wurden der Läuterbottich und sein Hahn mit heißem Wasser gereinigt, der Treber entfernt und in Teilen eingefroren oder zum Brotbacken verschenkt sowie eine Runde Nintendo Switch gezockt.

16:55 Uhr gaben wir weitere 6 Gramm Hopfen hinein, was mit der vorhandenen mechanischen Waage noch unmöglicher abzumessen war. 17 Uhr wurde der Einkocher ausgeschaltet und wir versetzten die Würze mit dem Paddel in eine schöne Drehbewegung, damit sich der Heißtrub in der Mitte des Einkochers absetzt. Das sollte noch wichtig werden. Wir ließen den Topf eine Weile stehen.

Achtung: Von nun an sollte alles, was mit der Würze in Berührung kommt möglichst steril sein, in unserem Fall haben wir die Utensilien einfach abgekocht.

Das Hopfenseihen und die Abfüllung der Speise

Zurückgebliebene Trubbestandteile sollten nun möglichst aus der heißen Würze herausgefiltert werden. Also platzierten wir den abgekochten Edelstahlfilter im gereinigten Gärbottich und brachten den ebenso abgekochten Silikonschlauch an den Hahn des Einkochers an, um die Würze ein weiteres Mal fließen zu lassen. Die ersten Liter füllten wir jedoch als Speise in 5 Flaschen ab, um sie später für die Karbonisierung zu verwenden. Die Flaschen drehten wir ein paar mal, um eventuell am Deckel sitzende Keime abzutöten. Nach dem Abkühlen auf Zimmertemperatur kamen sie schließlich in den Kühlschrank.

Das weitere Abfüllen wurde ab 17:23 Uhr leider zu einer äußerst heißen und glitschigen Angelegenheit, so dass uns trotz größer Anstrengungen und Vorkehrungen der Filter zwischendurch umkippte. Dumm gelaufen, aber ich denke, wir haben trotzdem genug rausgefiltert. Den Trub ließen wir erst einmal im Einkocher zurück, den wir nun nicht mehr brauchen würden. Ein Fehler, denn da drin war es so heiß, dass der Trub quasi auch ohne erhitzt zu werden, den Topfboden verbrannte, was noch einen “tollen” Reinigungsaufwand auslösen dürfte.

Danach schafften wir gegen 17:30 Uhr den nun verschlossenen Gärbottich auf den Balkon, um ihn schneller auf die Zielgärtemperatur von 24 Grad herunterzukühlen. Das Klebethermometer noch rangepappt, damit man sieht, wann die Temperatur erreicht wird. An dieser Stelle sei gesagt, dass wir den Eimer abends wieder hereinholten, was aber ein Fehler war, da er auch am nächsten Morgen noch nicht die nötige Temperatur erreicht hatte und es draußen wie drinnen, bereits wieder wärmer wurde. Da wäre es besser gewesen, die Würze runterzukühlen und dann wieder wärmer werden zu lassen. Man lernt nie aus. Jedenfalls hatte der Brautag ziemlich genau 6 Stunden gedauert, man sollte also genug Zeit einplanen.

Ich verweise hier auf den dritten und letzten Teil dieser Blogserie, falls jemand tatsächlich noch weiterlesen will.

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