Stiftsgartenbier gibt es heute und direkt zeigt sich mal wieder meine mangelnde Allgemeinbildung, denn ich weiß gar nicht, was ein Stiftsgarten eigentlich ist. Ein bisschen Google-Recherche und es stellt sich heraus, das wohl so mancher Abteigarten in Bayern diesen Namen trägt. Könnte es sich hier also um ein klösterlich inspiriertes Bier handeln? Auf jeden Fall kennt man die Brauerei, denn es kommt von Schlenkerla, ja, die mit dem berühmten Rauchbier. Das Flaschenetikett ist redselig:
Bernsteinfarben, vollmundig im Geschmack und angenehm bitter: Das ist unser Stiftsgartenbier. Nach historischem Brauverfahren wird es mit Hopfen aus Spalt und dem Bamberger Hopfengarten gebraut und unfiltriert belassen. Das Originalrezept stammt aus der Brauerei Michaelsberg, Bambergs ältester Braustätte. Hier wurde vom 12. bis ins 20. Jahrhundert hinein gebraut. Brauer auf dem Michaelsberg war auch Konrad Graser. Er übernahm 1866 die Hellerbräu, wo Tradition und Brauwissen von damals bis heute fortleben.
Klingt so, als könnte ich damit arbeiten.

Farbe: Schaut genauso aus, wie die Werbung es versprochen hat. Bernsteinfarben und getrübt. Ist jedoch auch keine trübe Pampe. Sieht sehr sympathisch aus.
Geruch: Das riecht gleich mal richtig fränkisch. Eine kräftige Getreidenote, mit Karamell und würzig-feinen Aromahopfen. Wenn es genauso schmeckt wie es riecht, wird das ein wahres Vergnügen.
Schaum: Außen fein, innen grob - ich weiß, oft ist es anders herum, aber so sieht es eben aus. Mehrheitlich cremig und mittelstabil. Weder besonders kurz noch besonders lang im Glas. Solide.
Einstieg: Wie das prickelt! Ein richtig spritziges Bier. Geschmacklich direkt mit Malzsüße und etwas Mischbrot. Von Bitterkeit noch keine Spur, dafür ein bisschen Hopfenaroma in Form von Gräsern und Kräutern. Ein klassisch-fränkischer Beginn.
Auf der Zunge: Es bleibt ein erfrischendes Trinkerlebnis, doch jetzt darf zusätzlich der Bitterhopfen ran. Schmeckt irgendwie medizinisch, was nicht so mein Fall ist, jedoch die Malzsüße ganz gut kontert. Definitiv ein vollmundiges Bier, allein wegen der typisch fränkischen “Brotigkeit”. Die Bittere wird mir gegen Ende leider etwas zu aufdringlich, daher keine komplett stimmige Komposition.
Abgang: Die Bittere nimmt nochmals zu und hängt ne Weile nach. Für mich jetzt nicht das süffigste Bier.
Fazit: Nun ja, mein Favorit wird es nicht, dafür ist mir die Bittere zu unangenehm im Hals. Ansonsten handwerklich gut gemacht, doch wenn das Weitertrinken nicht so richtig Laune macht, dann kann die Wertung auch nicht so hoch ausfallen. 6/10.