Hmm, ein Hefe Pils, lese ich richtig? Ich kenne ja Hefeweizen, aber Hefepils habe ich bislang noch nicht gehört. Die Sorte Pils bringt man ja meistens mit einer absolut filtrierten, glanzfeinen Erscheinung in Verbindung. Natürlich gibt es aber auch naturtrübe Sorten und insgesamt dürften die ersten Pilsner, die gebraut wurden, ebenfalls nicht frei von Heferesten gewesen sein. Schauen wir also, was die Brauerei Winkler, die ich bisher nur einmal im Blog hatte, da fabriziert hat. Das Kupferbier war ja klasse.
Lustigerweise weist die Website der Brauerei auch ein gewöhnliches Pils auf. Daher muss ich hier doch einmal wiedergeben was das Hefepils nach Meinung der Brauer so besonders macht:
Diese Schaumkrönung ist Liebe auf den ersten Blick. Viel Feinporiges, weiß und dicht, das nicht verschwinden will. Darunter helles Gold. Schöne, gleichmäßige Trübung – und doch strahlend. Das Bukett verströmt blumig-grasige Heiterkeit mit Erinnerungen an Zitronengras und Orange, einer gelinden Brot-Note und einem verschwiegenen Biskuit-Ton. Der Antrunk ist mild, weich und doch auch spritzig. Wie ein Sportwagen gut auf der Straße liegt, spürt man das Winkler Hefe Pils sehr gern auf der Zunge. Schnell macht sich eine kultivierte Bittere im Mundraum breit, sie scheint sich nach Belieben auszudehnen. Wieder ist das Zitronengras präsent, gefolgt von einer reifen, gelben Grapefruit. Beim renommierten Wettbewerb European Beer Star 2017 erhielt das Winkler Hefe Pils die Auszeichnung in Gold und konnte sich somit in der Kategorie „German Style Kellerpils“ gegen seine Mitstreiter durchsetzen. Dieser Wettbewerb besteht seit 2004, wird von den privaten Brauereien veranstaltet und hat sich mittlerweile zu einem der bedeutendsten Bierwettbewerbe weltweit entwickelt.
Klingt jedenfalls sehr fancy von der Hopfung her.

Farbe: Goldgelbe Farbe, wie es sich für ein Pils gehört. Nicht so trüb wie Weißbier, aber definitiv nicht glanzfein gefiltert. Dennoch sedimentiert die Hefe offenbar gut, da ich es auch mit ordentlichem Aufschütteln nicht wirklich trüber bekomme.
Geruch: Riecht erstmal recht klassisch nach Pils, d.h. leicht brotige Malztöne mit einer guten Portion Hopfenwürze. Blumig-grasig passt also. Zitrone und Orange habe ich aber nicht in der Nase.
Schaum: Wie das schäumt! Kann in der Geschwindigkeit, in der sich die Schaumkrone manifestiert, mit nem Weizen mithalten, allerdings nicht ganz so stabil. Für ein Pils bzw. ein helles Lager generell aber überdurchschnittlich.
Einstieg: Mit Malzaromen geht es auch los. Die Brotigkeit erinnert mehr an ein Münchner Hell als an ein Pils. Pilsner kommen häufig mit weniger Geschmack daher und dieses zeichnet sich schon im Antrunk aus. Ein guter Beginn. Außerdem prickelt es auch schön.
Auf der Zunge: Ein Hauch von Mandarine und Zitrone, ansonsten jetzt auch geschmacklich grasig und - wie sollte es anders sein - feinherb. Für ein Pils geradezu vollmundig und trotzdem leicht und erfrischend. Die Gesamtkomposition bis hierhin stimmig, aber da fehlt ja noch die versprochene Grapefruit.
Abgang: Die kommt auch hier im Abtrunk und wie immer ist sie nicht ganz mein Fall. Ist jetzt aber auch nicht bis zur Ungenießbarkeit bitter. Hätte nur eben noch süffiger sein können. Immmerhin nicht kratzig.
Fazit: Ein sehr gutes Pils wie ich finde. Pils-Lieberhaber können ohne zu zögern zugreifen und Leute, die sonst nicht so gut auf diese Sorte zu sprechen sind, könnten ruhig mal einen Schluck riskieren, denn Winkler Bräu performt hier auf verdammt hohem Niveau. 9/10.